Schande

Die Hände sind geballt, und die Knöchel weiß und straff. Der Puls hämmert, und die Spucke sprießt förmlich aus ihren spröden Lippen hervor. Hier auf dem Platz, vor dem Gasthaus der Stadt, entfacht gerade ein Streit.

Eben erst ein leises Flüstern, nun schon eine angehende Schlägerei, die Missverständnisse nehmen zu, und Konflikte schwellen an, während das deutsche Bier Schluck für Schluck im Rachen verschwindet. Vorwürfe der Hexerei und Zauberei fliegen durch die Luft. Jeder hier fürchtet sich davor, abgestempelt zu werden. Abgestempelt als unehrlich – unredlich – unchristlich.

Aber zwischen den Plätzen in dem kleinen Gasthaus und bis in die Straßen und Gassen der Stadt, brodelt die Gerüchteküche unermüdlich mit ihren verheerenden Folgen. Gerüchte darüber, wer die Schuld an der schlechten Ernte trägt. Woran die Schuld an all der Krankheit und dem vielen Sterben liegt. Gerüchte, die ganze Familien in Armut und Isolation treiben können – oder Schlimmeres noch.

Und bist du erst als ehrlos abgestempelt, werden sie dir alle den Rücken kehren. Denn niemand möchte sich von deinem angeschwärzten Leben anstecken lassen.