Dänemarks letzte Hexe

1693 wird die 74-jährige Anne Palles, als letzte in Dänemark, wegen Hexerei verurteilt und auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

Eine Frau wird beschuldigt, einen Mann mit Schabseln eines menschlichen Knochens vergiftet zu haben. Die Frau zeigt Anne Palles als Hexe an, und Anne gesteht, eine junge Frau und einen kleinen Jungen verhext zu haben, einen Pakt mit dem Teufel in der Gestalt einer schwarzen Katze eingegangen zu sein sowie Unglück in einen Hof hineingepinkelt zu haben.

Der Verlauf des Prozesses erweist sich jedoch als äußerst ungewöhnlich. Denn als der Fall den Obersten Gerichtshof erreicht, widerruft Anne Palles überraschenderweise ihr Geständnis. Sie war im Verlauf des Prozesses geschlagen und bedroht worden und hatte sich daher gezwungen gefühlt, den Vorwurf der Hexerei zu gestehen. Diese neue Entwicklung spaltet den Obersten Gerichthof. Sechs der Richter halten lediglich eine Auspeitschung sowie eine Ausweisung für angebracht. Sie sind der Auffassung, dass sie zum Geständnis genötigt wurde.

Die Mehrzahl jedoch entscheidet sich für die Todesstrafe. Sie sind der Ansicht, das Gericht solle auf seinen einstigen Entschluss bestehen, damit der ungewöhnliche Verlauf des Falles andere Kriminelle nicht zum Widerruf ihrer Geständnisse veranlasst. Anne Palles Urteil wurde jedoch ein wenig gemildert. Sie wird zur Hinrichtung durch die Guillotine verurteilt, bevor man sie verbrennt, und entgeht somit dem Verbrennen bei lebendigem Leibe.

Das Ende der dänischen Hexenverfolgung schließt sich einer allgemeinen Entwicklung in Europa an. Knapp 100 Jahre nach Anne Palles Tod wird Anna Göldi aus der Schweiz das letzte Opfer der europäischen Hexenprozesse.