Sie ist eine arme, ältere Frau. Am Rande der Gesellschaft, in den niedrigsten Schichten, lebt sie ein hartes Leben. Ein Leben geprägt von Hunger und Unsicherheit. Ein Leben, das leicht zu einem Schicksal als Hexe führen kann. Denn obwohl viele unterschiedliche Menschen wegen Zauberei und Hexerei verurteilt werden, zeichnet sich im Laufe des 16. und 17. Jahrhunderts ein signifikantes Bild der typischen Hexe ab.
Weitab von den fantastischen Erzählungen der gelehrten Dämonologen über Hexensabbate und Pakte mit dem Teufel sind es dagegen Unglück und Unfälle im alltäglichen Leben der einfachen Leute, die oftmals Hexerei- und Zaubereibeschuldigungen hervorrufen. Für plötzliches Erkranken, Mangel an Erfolg oder viel zu frühem Tod muss es einen Grund geben, und der Finger zeigt in aller Deutlichkeit auf die sozial Schwachen. Auf eine Frau, deren Platz in der von Männern beherrschten Gesellschaft ohnehin schon verletzlich ist. Eine Frau, die aus lauter Verzweiflung womöglich selbst schon Magie ausgeführt hat.
Unglück und Streitigkeiten können schnell in Anschuldigungen über Zauberei und Hexerei ausarten, und vielleicht wurde tatsächlich schwarze Magie angewandt – die Not leidende Frau wird zur berüchtigten Hexe.