Gotten Zorn

Die feuerroten Flügel bedecken seinen ganzen schuppigen Rücken. Von den Füssen aus wachsen scharfe Krallen, und von seiner echsenartigen Stirn strecken sich zwei blasse Hörner bedrohlich in die Höhe. Mit einem bösartigen Grinsen sitzt er da, rittlings auf einer gequälten, nackten Frau, die auf allen vieren über die flammende Erde kriecht. Hier in der Kirche hängen die Fresken Unheil verkündend über den Köpfen der Dorfbewohner. Die Angst machenden Bilder an der Gewölbedecke unterstreichen die direkte Botschaft des Priesters oben von der Kanzel aus.

Wiederholte Kriege, Krankheiten, ausmergelnder Hunger und Sturmfluten. All dieses Unglück ist ein Zeichen des nahenden Untergangs, des heraufziehenden Jüngsten Gerichts – so, wie es in der heiligen Bibel geschrieben steht. Man lebt in den letzten Zeiten – am äußersten Rand.

Jetzt ist es für alle an der Zeit, sich für die richtige Seite zu entscheiden. Ob sie den Worten Gottes folgen wollen, das christliche Leben, um nach dem Jüngsten Tag ins Himmelreich einzutreten. Oder ob sie den Weg der Sünde gehen wollen und somit zu einem Leben nach dem Tod in den ewigen Flammen der Hölle verdammt sein, mit dem Teufel als Peitschen schwingenden Kutscher.

Aber die Wahl ist nicht einfach. Unter ihnen schleichen sich die Handlanger der Hölle herum. In den Straßen und Häusern der Stadt – ja, selbst hier, unter den guten und unbescholtenen Bürgern, sonntags auf der Kirchenbank verweilend, mag sie der Teufel mit Hexen und Zauberern durchsetzt haben.